Zeit für Veränderung
Nach monatelangen Videokonferenzen lernen sich die Mädchen und Jungen der Arena of Change persönlich kennen: Seit Juni findet die Bildungsinitiative des
FC Bayern und der SOS-Kinderdörfer weltweit wöchentlich auf dem FC Bayern Campus statt.
Sie können sich vor Aufregung kaum noch halten: Die Kinder und Jugendlichen springen nacheinander aus dem Bus, der sie auf den FC Bayern Campus gefahren hat. Dort warten schon die beiden Pädagoginnen Anna Kronen und Teresa Jehlicka. Sofort entsteht ein wildes Durcheinander. „Hey, wie geht’s euch?“, ruft Teresa und winkt. „Was habt ihr heute schon Spannendes erlebt?“ Der Lärmpegel steigt, die Kinder – alle zwischen 8 und 14 Jahre alt – lernen sich heute zum ersten Mal live kennen. „Ich freue mich so sehr auf den Tag heute“, sagt Mustafa, 11 Jahre alt. „Ich möchte hier neue Freunde finden und Fußball spielen!“
Wegen der Corona-Pandemie fand die Arena of Change bis Juni 2021 ausschließlich über Videokonferenzen statt, die alle Teilnehmenden mit viel Kreativität und Improvisationstalent durchgeführt haben. „Ich war so gespannt und habe mich die ganze Zeit gefragt, wie die Kinder wohl in echt aussehen, wie groß sie zum Beispiel sind“, sagt die Pädagogin Anna. Denn nicht alle Kinder hatten zu Hause eine Webcam zur Verfügung. In der ersten Woche steht Teambuilding im Vordergrund. „Wir wollen, dass die Kids sich spielerisch kennenlernen und zu einer Gruppe zusammenwachsen!“ Die vier Gruppen, die abwechselnd von Montag bis Donnerstag auf dem Campus sind, bestehen jeweils aus 15 Kindern – alle kommen aus unterschiedlichen Münchner Schulen und Stadtteilen.
Vielleicht treffen wir ja Leroy Sané?
Zunächst einmal sind die Kinder vor allem vom FC Bayern Campus begeistert. „Wow, das ist ja voll beeindruckend hier“, sagt Serhat, 12 Jahre alt. „Vielleicht sehen wir ja irgendwo einen Bayern-Spieler“, hofft Marcel, 11 Jahre alt. Nach einem Mittagessen in der Campus-Kantine kommen die Kinder im Projektraum an – auf den Tischen in der Mitte stehen Überraschungstüten. „Oh, da steht ja mein Name drauf!“, ruft die achtjährige Laura und freut sich über die Autogrammkarten der Bayern-Spieler. „Sané haben wir ja schon mal per Video kennengelernt.“ Laura und Serhat kramen das T-Shirt mit dem Arena of Change-Logo aus der Wundertüte – und ziehen es sofort über ihre Kleidung.
„Wir starten jedes Treffen mit unserem Glückstagebuch, die Kinder erzählen sich gegenseitig, was sie in der vergangenen Woche Schönes erlebt haben“, erzählt Verena Milasta, Projektleiterin bei den SOS-Kinderdörfern weltweit. Rituale schaffen sei ein wichtiger Teil des Konzepts der Arena of Change. Und dann legen die Kinder los: „Ich habe letzte Woche neue Schwimmflügel bekommen!“, „Ich habe endlich wieder meine Großeltern besuchen können!“, „Ich habe mit meinem Bruder Fußball im Garten gespielt!“ Man spürt in jeder Antwort die Erleichterung, nach dem monatelangen Lockdown wieder rauszukommen. „Die vergangenen Monate waren für viele Kinder sehr hart und einsam“, sagt Verena. Umso wichtiger sei es jetzt, mit der Arena of Change neue Impulse zu setzen. „Wir haben damals auch überlegt, das Projekt wegen Corona zu verschieben, aber das Signal der Schulen war eindeutig: Wenn nicht jetzt, wann dann?“
„Die Monate im Lockdown waren hart für die Kinder. Genau jetzt braucht es ein Projekt wie die Arena of Change.“
Dann geht es ab nach draußen, auf die großflächige Anlage des Campus. Die Kinder sollen sich in einer Reihe der Größe nach aufstellen – ohne dabei laut zu reden. Gar nicht so einfach: Marcel, 11 Jahre alt, und Serhat, 12 Jahre alt, stellen sich Rücken an Rücken, um zu sehen, wer den anderen überragt. Die 14-jährige Emma ist eine der Größten in der Gruppe und tauscht Plätze mit einem der Jungen. „Hey, das habt ihr gut hingekriegt“, lobt Anna, die Betreuerin.
Spielerisches Teambuilding
Die nächste Aufgabe wartet schon: „So, und jetzt stellt euch doch mal dem Alphabet nach den Anfangsbuchstaben eurer Vornamen auf.“ Das Ziel jeder dieser kleinen Übungen ist Freude am Spiel, immer mit einem pädagogischen Hintergedanken. „Wir wollen beobachten, wie die Kinder sich integrieren“, sagt Anna. Nach der Kennenlernwoche stehen dann detailliertere Workshops, etwa zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit, auf dem Plan. Jede Woche folgt einem anderen Thema. „Wobei wir keinen strengen Lehrplan haben“, ergänzt Teresa. Lerndruck soll unbedingt verhindert werden.
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Kinder aus ganz unterschiedlichen Stadtteilen und aus unterschiedlichen Schulen sind Teil der Arena of Change
Das Ziel der Arena of Change: Die Kinder in ihren Talenten unterstützen. Die SOS-Kinderdörfer weltweit und der FC Bayern nehmen mit diesem Projekt auch ihre Verantwortung wahr, über den Sport hinaus Kinder zu begeistern und ihnen ein umfangreiches Programm zwischen Sport, Kunst, Wissenschaft und gesellschaftspolitischen Themen zu bieten – das Projekt ist schließlich auf zwei Jahre angelegt. Für die Kurse werden die Kinder mit Bussen von ihren Schulen abgeholt, jeder Nachmittag beginnt mit einem gemeinsamen Mittagessen.
Am Ende des ersten Nachmittags gehen die Kinder in den Projektraum zurück, jeder soll nun einen kleinen Lebenslauf ausfüllen. „Das möchte ich später werden“, steht auf dem Blatt und auch „Das möchte ich verändern“. Enida, 11 Jahre alt, schreibt auf den Zettel, dass ihre Wurzeln in Mazedonien liegen. Sie möchte besser Deutsch lernen – und sportlicher werden. Was sie sich für die Zukunft wünscht? „Kein Mobbing, Menschen zu respektieren, wie sie sind“. Auch Emma hat ähnliche Wünsche für die Zukunft und hofft, „dass sich jeder in der Gesellschaft wohlfühlt. Dass es jedem gut geht, sowohl Tier als auch Mensch“. Ganz oben auf den Steckbrief soll sie ihr Motto schreiben. „Leb Dein Leben, wie Du es willst!“, schreibt Emma in die oberste Zeile. Die Arena of Change wird ihr sicherlich dabei helfen.
Willkommen auf dem FC Bayern Campus: Wie die Kinder den ersten Tag in der Arena of Change erleben.