Richtig gutes Klima
Die Arena of Change bietet Jungen und Mädchen neue Perspektiven und einzigartige Chancen. Diese Woche geht’s um den Klimawandel – und was das Ganze mit blauen Eiswürfeln zu tun hat!
Die Sonne scheint an diesem Sommernachmittag in München, und auch die Jungen und Mädchen strahlen, als sie nach dem Mittagessen in den Projektraum der Arena of Change stürmen. „Muss jemand von euch noch Hausaufgaben machen?“, ruft Teresa Jehlicka in die Runde. Gemeinsam mit Anna Kronen betreut sie als Pädagogin die Kinder – und versucht, die Gruppe zu bändigen. Nicht immer so einfach, schließlich haben die Kinder bereits sechs Stunden Schule hinter sich. Alle schütteln den Kopf, keiner hat noch Hausaufgaben. „Okay, dann können wir rausgehen und ein bisschen toben!“, ruft Teresa.
Das Gelände des FC Bayern Campus ist dafür perfekt geeignet. „Die Kinder müssen meistens erst mal runterkommen“, sagt Anna.
Also wird eine halbe Stunde im Team ausgepowert – mit Staffellauf, Frisbee werfen, Versteckspielen. „Ich mag es, dass hier auf dem Campus so viele Bäume stehen, da kann man sich gut verstecken“, sagt Johanna, 12 Jahre alt. „Ich freue mich jede Woche auf die Arena of Change“, erzählt Inés, 9 Jahre alt. „Jeden Mittwoch treffe ich hier meine Freunde wieder“, sagt das fröhliche Mädchen mit den braunen Locken. Auch Aida, 12 Jahre alt, und Alice, 11 Jahre alt, sind glücklich, nach Lockdown und Schulschließungen wieder regelmäßig Freunde treffen und neue Dinge erleben zu können. Das Programm der Arena of Change unterscheidet sich von Woche zu Woche.
Und wie ist das Wetter?
Nach dem Toben sind die Kinder ruhiger und konzentrierter. Vielleicht, weil das Thema sie interessiert, auf jeden Fall aber, weil die beiden Pädagoginnen es verstehen, mit ihrer Rhetorik Spannung aufzubauen. „Ist euch irgendwas am Wetter in letzter Zeit aufgefallen?“, fragt Teresa. „Es hat viel geregnet in letzter Zeit und es gab in Deutschland schlimme Überschwemmungen“, sagt Dio, 12 Jahre alt. Die Einführung in das Thema Klimawandel hat begonnen. Gerade für die Generation der 8- bis 18-Jährigen sind Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Klimawandel besonders relevante Themen, die jedoch sehr komplex sind. „Wir überlegen uns im Vorfeld, wie wir den Kindern mit Experimenten auch komplizierte Themen näherbringen können“, erklärt Anna. „Da können sie aktiv sein und ihre Interessen kennenlernen.“
„Wir überlegen uns im Vorfeld, wie wir den Kindern mit Experimenten auch komplizierte Themen näherbringen können“, erklärt Pädagogin Anna. „Da können sie aktiv sein und ihre Interessen kennenlernen.“
Für den heutigen Tag haben sich die beiden jungen Frauen daher zwei Experimente überlegt: Mithilfe einer Brausetablette wird die Wirkung von CO2 auf den Wasserstand nachgestellt; hierfür werden Brausetabletten in Sprudelflaschen aufgelöst. Die Kinder sollen anschließend erkennen, ob sich das Gas schneller in warmem oder kaltem Wasser löst. Das zweite Experiment stellt das Schmelzen der Polkappen mit Eiswürfeln nach.
Kindgerechter Lerneffekt
Die Kinder werden in Teams eingeteilt, sie sollen selbst eine Teamleitung bestimmen und anschließend die Aufgaben lösen. Einige Kinder sind unkonzentriert, sie stecken die Köpfe zusammen und prusten laut los, andere vertiefen sich interessiert in die Blätter, die die Aufgabe beschreiben. „Jetzt pass halt mal auf!“, sagt Konrad, 9 Jahre alt, zu einem Jungen in seinem Team. Teresa und Anna gehen von Tisch zu Tisch. Wenn sie merken, dass bei manchen Kindern die Konzentration nachlässt, motivieren sie diese extra („Na, komm schon, das kannst du besser!“) – oft übernehmen das auch die Kinder untereinander.
„Wow, das sieht echt cool aus!“, sagt Miguel, 11 Jahre alt, als er die Eiswürfel beobachtet, wie sie langsam im Wasser dahinschmelzen. Kleiner Gag: Die Pädagoginnen haben die Eiswürfel vorher mit Lebensmittelfrabe blau eingefärbt. Das blaue Schmelzwasser formt interessante Muster auf der Wasseroberfläche und hat so gleich zweierlei Zweck: Die Kinder staunen, sind interessiert und wollen mitmachen. Und außerdem ist das Schmelzwasser am Ende des Experiments deutlich sichtbar. Johanna, 12 Jahre alt, ist jedenfalls begeistert. „Man sieht richtig, wie der Pegel in der Schale nach dem Schmelzen ansteigt.“
„Was habt ihr beobachtet? Und was bedeutet das?“, fragt Teresa in der anschließenden Diskussionsrunde. Konrad, 9 Jahre alt, meldet sich: „Wenn die Meere wärmer werden, steigt der Meeresspiegel. Das ist schlecht fürs Klima und für uns.“
„Richtig, Konrad! Und was können wir dagegen tun?“, fragt Anna. Wieder schießen die Arme reihenweise in die Höhe. Sobald die Kinder gefordert werden, sind sie motiviert. Eine Stärke der Arena of Change: Erfolgserlebnisse schaffen.
Wie es nach den Ferien weitergeht
„Es ist wichtig, die Kinder durch Fragen in ihrer eigenen Lebenswelt abzuholen“, erklärt Teresa anschließend. „Nur so kann man Kindern Inhalte interessant vermitteln.“ Das sei auch eine gute Ergänzung zum klassischen Schulunterricht. „Wir vertiefen das Wissen, das im Unterricht vermittelt wird“, sagt Anna. „Oder erarbeiten uns eigene Themen mit den Kindern.“ So haben sie bisher in der Arena of Change nicht nur Papier recycelt, sondern auch Kinderrechte besprochen, demnächst sollen auch Mitarbeitende des FC Bayern München und der SOS-Kinderdörfer weltweit eingeladen werden, um den Kindern Einblicke in ihre Berufswelt zu geben.
Der Nachmittag neigt sich dem Ende zu. Gemeinsam geht die Gruppe noch mal kurz raus, vor die Tore des Campus, denn dort beginnt unmittelbar ein Naturschutzgebiet, eine blumenbewachsene Heide. „Wir werden jetzt mal alle die Schuhe ausziehen und barfuß laufen“, sagt Anna. Sie glaubt nicht, dass die Kinder das zu Hause häufig tun. Tatsächlich stellen sich einige aus der Gruppe erst mal etwas an. „Aua, das pikst“, ruft Alice. Nach ein paar Minuten, in denen sie ihre Füße in den warmen Heideboden gegraben hat, gefällt es ihr aber doch.
Wie sich das also nun angefühlt hat, auch darüber wird anschließend wieder im Projektraum gesprochen. Und dann endlich: Die recycelten Papierbögen aus der Vorwoche werden verteilt. Inés bastelt sich ein Herz daraus, Johanna schreibt ein paar Zeilen an ihre Freundin, Sebastian schneidet sich grinsend eine Form zurecht, die er lieber nicht in die Kamera halten will. Manchmal ist auch Quatsch erlaubt.
Hoffentlich nur eine kurze Pause
Im August und September gibt es auch in der Arena of Change längere Sommerferien. Die Kinder und Jugendlichen freuen sich natürlich auf den Urlaub, aber „ich bin ein bisschen traurig, meine Freunde dann nicht mehr zu sehen“, sagt zum Beispiel Inés. Doch die längere Sommerpause wird nicht nur eine Umstellung für die Kinder. „Ganz ehrlich?“, sagt die Pädagogin Teresa und lächelt, „ich werde die Kinder sehr vermissen.“