Bauplan für die Zukunft
Neben Sport und Kreativität bildet auch Wissenschaft einen der Arena of Change-Schwerpunkte. Im Deutschen Museum konnten unsere Kinder und Jugendlichen Technik hautnah erleben – und selbst einen Roboter programmieren.
„Wofür sind Roboter da?“, will Workshop-Leiterin Roswitha Matter zu Beginn von den elf Mädchen und Jungen wissen, die sie durch die Robotik-Ausstellung des Deutschen Museums führt. „Um dem Menschen Arbeit abzunehmen“, findet die Viertklässlerin Eliz; „Um die Welt zu verbessern“, ist Aida überzeugt. „Zur Unterhaltung“, meint dagegen der Achtklässler Andrei (und jeder, der schon mal einem Staubsaug-Roboter zugesehen hat, wie dieser sich langsam, aber stetig in jede Ecke des Wohnzimmers vorarbeitet, wird ihm beipflichten).
Die Vielfalt der Antworten, die die Kinder auf diese Frage geben, zeigt jedoch eines ganz deutlich: Wer die Grundlagen des Programmierens beherrscht, dem stehen beruflich später einmal viele Türen offen. „Uns ist es wichtig, dass sich die Kinder während ihrer Zeit in der Arena of Change auch mit Technik auseinandersetzen“, sagen die Pädagoginnen Teresa Jehlicka und Anna Kronen, „und zwar Jungs und Mädchen gleichermaßen, denn wir brauchen dringend einen größeren Frauenanteil in den MINT-Fächern.“ Im Robotics-Workshop sollen die Kids das Gefühl bekommen, dass Programmieren Spaß machen kann und dass es sich manchmal lohnt, die eigene Komfortzone zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren.
Von der Windmühle bis zum Mähroboter
Begegnungen mit Robotern hatten die Camp-Teilnehmer bisher jedoch nur vereinzelt. Ein Kind erzählt, dass es einen Bericht über einen Kellner-Roboter im Fernsehen gesehen hat; ein anderer Junge hat schon einmal von einem Pflegeroboter gehört und die Siebtklässlerin Aida teilt stolz ihre Erinnerungen an ihren „Pony-Roboter“ mit der Runde, der auf Knopfdruck autonom laufen konnte. Im Lauf des Workshops sollen nicht nur alle Teilnehmer:innen einen Roboter hautnah erleben, sondern diese sogar programmieren.
Doch zunächst gilt es, sich mit den Grundlagen der Robotik zu befassen. Durch die Fenster des derzeit geschlossenen Teils der Ausstellung bestaunen die Jungen und Mädchen außerdem einen Fertigungsroboter, wie er beispielsweise in der Automobil-Produktion eingesetzt wird – ob einige der Teilnehmenden in Zukunft mal beruflich damit zu tun haben werden? Auch woher der Name „Roboter“ stammt, erfährt die Gruppe bei ihrer Führung durch die Ausstellung: Der Begriff geht auf das tschechische Wort für Fronarbeit zurück – Leonardo ist stolz, dass er das bereits wusste.
Mensch und Maschine
Damit ein Roboter seinen Dienst verrichten kann, braucht es jedoch erst einmal eine Menge Energie. Auf welche Weise diese erzeugt werden kann, etwa durch Windkraft oder Wasser, zeigen die zahlreichen Windmühlen- und Dampfmaschinenexponate, die die Kinder im Alter von 9 bis 15 Jahren mit großen Augen umkreisen. Am meisten aber blühen sie auf, als sie selbst gefragt sind: In der zweiten Etage der Ausstellung gibt es ein Fahrrad, mithilfe dessen man bei mittlerer bis guter sportlicher Verfassung genug Energie erzeugen kann, um eine Glühbirne zum Leuchten und einen Behälter Wasser zum Erwärmen zu bringen. Nachdem Betreuerin Teresa einmal vorgemacht hat, wie es geht, wollen sich vor allem Samir und Alex mit ihr messen. Dass es Alex tatsächlich gelingt, Teresas Bestmarke zu übertreffen, lässt er die Pädagogin für den Rest der Führung immer wieder lachend wissen.
Im anschließenden Workshop dürfen sich die Kinder und Jugendlichen selbst als Programmierer versuchen. Genauigkeit ist dabei eine der wichtigsten Voraussetzungen, denn ein Roboter kann nicht selbst mitdenken, er führt lediglich die Befehle aus, die man ihm gibt. Um das zu demonstrieren, lässt Roswitha Matter den Viertklässler Maxim und die Siebtklässlerin Sarah zu einem Experiment antreten: Sarah soll die Augen schließen und sich von Maxim vorgeben lassen, wie sie zu einem von Matter bestimmten Zielpunkt laufen muss. Dass das Mädchen dabei möglichst nicht gegen Stühle, Tische und andere Workshop-Teilnehmer rempeln soll, versteht sich von allein.
R2D2 bist du es?
Auch beim Programmieren der kugelförmigen, Spitzer-großen Ozobots, die Matter den Kindern für den Workshop zur Verfügung stellt, müssen die Mädchen und Jungen eine möglichst genaue Wegbeschreibung liefern. Mit dunklen, breiten Bleistiftlinien zeichnen die Teilnehmer in Zweier-Teams Schlangen- und Zickzack-Linien auf ein weißes DIN-A4-Blatt. Als sein Bot diesen Parcours anschließend zielstrebig und akkurat nachfährt, staunt Samir nicht schlecht: „Wow, das ist schon sehr cool.“
Im nächsten Schritt müssen die Teams ihren Ozobot mithilfe eines Tablets so kalibrieren, dass er ein Rechteck fährt – auch das gelingt im Nu. Und weil auf die Pflicht bekanntlich die Kür folgt, dürfen sich die Teilnehmer:innen anschließend ihre eigene Befehlskette für die Bots überlegen. Ein Team lässt gleich mehrere Bots gleichzeitig antreten. „Jetzt kommt die Disco!“, verkündet die Viertklässlerin Eli stolz, ehe sich ihre Roboter synchron im Kreis drehen und dabei Musik abspielen und in bunten Lichtern blinken – „Star Wars“-Droide R2D2 würde sich in dieser Runde sicher sehr wohlfühlen. „Sieht das nicht aus, als würden sie tanzen?“, freut sich ihre Partnerin Eliz und gibt zu: „Ich hätte Programmieren gerne als Schulfach.“
Was ist bis 2035 möglich?
Die eigens programmierten Choreografien sind das unbestrittene Highlight des Museumsbesuchs. „Es hat großen Spaß gemacht, das auszuprobieren“, schwärmt Felix und wünscht sich, er könne das auch zu Hause machen. Die Achtklässler Andrei und Alex sind ebenfalls hellauf begeistert. „Dürfen wir wiederkommen?“, betteln sie Matter gegen Ende des Workshops an. Der Versuch, die Teilnehmer für Technik und ihre unendlichen Möglichkeiten zur Innovation zu begeistern, ist also offenbar geglückt. Und wer weiß, vielleicht treffen wir im Jahr 2035 ja eines Nachts im Club oder Festzelt auf einen tanzenden Roboter.